Seit zwei Jahren sammelt die Neuapostolische Kirchengemeinde Saarbrücken jeweils im September Lebensmittel und Geldspenden zur Unterstützung der Saarbrücker Tafel. Diese werden dann im Anschluss an den Erntedank-Gottesdienst an die Tafel Saarbrücken übergeben. Ins Leben gerufen wurde diese Initiative durch die Sprecherin des Saarbrücker Gemeindegremiums, Ines Greulich. Grund genug, einige Repräsentanten der Neuapostolischen Kirche zum Festakt der Saarbrücker Tafel am Samstag, den 3. November ins Bürgerhaus Burbach einzuladen.
Der Gemeindevorsteher Hirte Peter Guckenbiehl, der Internetbeauftragte, Priester Gerhard Grapp, die Gremiums-Sprecherin Ines Greulich sowie einige weitere Gemeindemitglieder waren der Einladung gefolgt und erlebten ein vielfältiges Programm.
In seiner Begrüßungsansprache wies der erste Vorsitzende der Tafel Saarbrücken, Uwe Bußmann, unter anderem drauf hin, dass alleine in Saarbrücken 4.500 Menschen die Unterstützung dieser Einrichtung in Anspruch nehmen. Dies seien allerdings nur 10 Prozent der Menschen, die tatsächlich auf Hilfe und Unterstützung angewiesen seien, so Uwe Bußmann.
Die Tafel Saarbrücken ist eine von 11 Tafeln im Saarland. Sie gehört dem Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland mit insgesamt 64 Tafeln an. Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit 930 Tafeln.
Betroffene Gruppen sind vor allem Menschen in ALtersarmut, Alleinerziehende mit Kindern sowie Familien mit vielen Kindern. Als Spenden gehen täglich überzählige Lebensmittel ein, die ansonsten weggeworfen werden müssten. In der Saarbrücker Tafel werden pro Jahr 45.000 Stunden ehrenamtliches Engagement aufgewendet.
Durch die Veranstaltung führte Kajo Breuer, ehemaliger Bürgermeister und Vorstandsmitglied der Saarbrücker Tafel. Er übernahm auch die Begrüßung der Ehrengäste und Redner.
Oberbürgermeisterin bedankt sich für das Engagement
In ihrer Ansprache betonte die Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Saarbrücken, Frau Charlotte Britz, dass die Tafel einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität in Saarbrücken leiste. Sie arbeite entgegen der Wegwerfmentalität und bringe Lebensmittel zur Geltung, die ansonsten nicht mehr in die Qualitäts-Standards der europäischen Normen passen und vernichtet werden müssten. "Sie schaffen einen Platz der Menschlichkeit" betonte Charlotte Britz zum Ende ihrer Rede.
Erschreckende Zahlen
Der Regionalverbandsdirektor Peter Gillo nannte im Verlauf seiner Rede erschreckende Zahlen:
In der Saarbrücker Region beanspruchen derzeit 45.000 Menschen Leistungen aus Hartz 4, 7.000 Menschen erhalten Leistungen zur Grundsicherung im Alter und 47.000 Menschen beziehen sonstige Unterstützungsleistungen, beispielsweise aus dem familiären Umfeld. 25 Prozent der im Regionalverband Beschäftigten seien im sogenannten Niedriglohnsektor tätig. Peter Gillo betonte, dass gut bezahlte Arbeitsplätze und eine hohe Investition in das Bildungssystem die einzigen wirklich effektiven Möglichkeiten seien, diesen Zustand dauerhaft zu ändern.
Ursprünglich eine Institution auf Zeit
Die Landesvorsitzende der Tafel Rheinland-Pfalz/Saarland, Sabine Baumann, betonte in ihrem Wortbeitrag, dass die Saarbrücker Tafel ursprünglich als eine Institution auf Zeit geplant gewesen sei. Die Endlichkeit der Aktion habe damals einige Menschen zum Engagement veranlasst. Mittlerweile sei die Tafel mit ihrem Hilfsangebot "dringlicher denn je", so Sabine Baumann. Kein Land auf der Welt habe eine größere Brotvielfalt - derzeit seien 3219 verschiedene Brotspezialitäten in Deutsschland gelistet. Beispiele: die "Flotte Karotte" oder "Dinkel Rustikal". Brot zu teilen schaffe Raum für Gastfreundschaft. Über 4.000 Mendschen in Rheinland-Pfalz und Saarland seien in Tafeln aktiv, in Deutschland insgesamt ca. 60.000 Menschen. Mit einem Zitat von Antoine de Saint Exupérie beendete sie ihre Rede: "Der Geschmack des geteilten Brotes hat nicht seinesgleichen".
Weitere Höhepunkte
Im Verlauf der weiteren Veranstaltung wurden Ehrenmitglieder und langjährige Helfer ausgezeichnet. Als Vertreterin der Spender-Unternehmen konnte Frau Helga Dausend, die Gründerin des Café Lollo, eine Ehrung in Empfang nehmen. Sie wandte sich hierbei ebenfalls mit einem kleinen Wortbeitrag an die Gäste.
Der Rotary Club übergab zwei Schecks als Sonder-Unterstützung zur Anschaffung einer Kehrmaschine (1.800 €) sowie zum Druck eines in Deutsch und Arabisch grdruckten "Gemüsebüchleins" (1200 €), das ausländischen Mitmenschen die Vielfalt der europäischen Küche in Erläuterungen und kleinen Rezepten näherbringen möchte.
Das musikalische Rahmenprogramm wurde vom "Heart Chor Saar" gestaltet. Dieser feierte 2018 sein 10-jähriges Jubiläum und bezeichnet sich selbst als "Senioren Rock Chor": Kein Sänger ist unter 60 Jahren, und alte und neue Rock- und Popmusik steht auf ihrem Repertoire.
Im Anschluss an die Veranstaltung gab es für die Teilnehmer noch die Möglichkeit, sich in den Räumen der Saarbrücker Tafel die Bilder-Ausstellung "Der Mensch lebt nicht von Brot allein" anzuschauen. 30 Künstler stellen hierbei ihre Werke aus - der Erlös des Bilderverkaufs fließt zu 50 Prozent ebenfalls der Saarbrücker Tafel zu.
4. November 2018
Text:
Gerhard Grapp
Fotos:
Gerhard Grapp