Rund 100 Christen waren am Freitag, den 24. Januar 2020, zum ersten Ökumenischen Gottesdienst in der Neuapostolischen Kirche Saarbrücken gekommen, um gemeinsam diese Andacht zur Gebetswoche für die Einheit der Christen zu feiern. Liturgen mehrerer christlicher Kirchen gestalteten den Abend und verliehen ihr eine sehr feierliche Atmosphäre.
Zum Motto der Gebetswoche 2020
Die Texte für die Gebetswoche für die Einheit der Christen 2020 stammen aus Malta. Die römisch-katholische Bischofskonferenz hat sie in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Malta (Christians Together in Malta) erarbeitet. Das Thema „Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich“ bezieht sich auf die Apostelgeschichte, die schildert, wie der Apostel Paulus und seine Mitreisenden Schiffbruch auf Malta erleiden. Die Schiffbrüchigen werden von der einheimischen Bevölkerung gastfreundlich aufgenommen und versorgt. Die maltesischen Christen sehen in dieser Geschichte die Wurzeln des christlichen Glaubens und der christlichen Gemeinde auf ihrer Insel. Daran wird jedes Jahr am 10. Januar mit einem eigenen Festtag erinnert.
Die Geschichte vom Schiffbruch des Paulus wird von der internationalen Vorbereitungsgruppe für die Gebetswoche in den Kontext von Flucht und Migration heute gestellt: Auch in unserer Zeit sehen sich viele Menschen auf demselben Meer denselben Schrecken gegenüber. Dieselben Orte, die in der Lesung genannt werden, kommen in den Geschichten heutiger Flüchtlinge vor. In anderen Teilen der Welt begeben sich viele andere auf ebenso gefährliche Reisen zu Lande und zur See, um Naturkatastrophen, Krieg und Armut zu entkommen. Diese Menschen sind besonders auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen.
Das Beispiel aus der Apostelgeschichte macht uns deutlich, wie aus einer zufälligen Begegnung Gemeinschaft entstehen kann. Gemeinschaft über Grenzen hinweg mindert Not. Die Kirchen sehen sich in der Pflicht, solche Gemeinschaft zu fördern. Dies wird ihnen umso mehr gelingen, je mehr sie auch untereinander Gemeinschaft pflegen und Versöhnung suchen.
In der Gebetswoche geht es um die Einheit der Christen. Diese ist kein Selbstzweck, sondern sie ist besonders für den Notleidenden, Hilfsbedürftigen und Fremden offen. Unsere Einheit als Christen wird nicht nur dadurch entdeckt, dass wir einander Gastfreundschaft gewähren, so wichtig dies ist, sondern auch durch liebevolle Begegnungen mit denen, die unsere Sprache, unsere Kultur oder unseren Glauben nicht teilen.
Der Ökumenische Gottesdienst in Saarbrücken
Nach einem Orgelvorspiel und dem Gemeindelied "Tut mir auf die schöne Pforte" führte Günther Kliebenstein (Evangelische Kirche) die Liturgische Eröffnung mit Segen und einigen Erläuterungen zur Thematik des Abends durch. In der anschließenden Anrufung des Heiligen Geistes erbat Bezirksältester i.R. Achim Eisel (Neuapostolische Kirche) die Anwesenheit und die Inspiration des Geistes. Jede der fünf Bitten wurde durch die Gemeinde mit einem gesungenen "Veni Sancte Spiritus!" ("Komm, Heiliger Geist") bekräftigt. Anschließend sprach Pfarrer Thomas Mayer (Altkatholische Kirche) das Gebet um Vergebung und Versöhnung - jetzt von der Gemeinde bestätigt durch ein gesungenes "Kyrie Eleison" ("Herr, erbarme dich").
Mit dem Gemeindelied "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt" wurde zum Thema des Abends hingeführt.
Hirte Peter Guckenbiehl (Neuapostolische Kirche) zelebrierte die Lesung aus Apostelgeschichte 27,18 bis 28,10, die über den Schiffbruch des Apostels Paulus vor Malta, die wundersame Rettung der gesamten Schiffs-Mannschaft, die überaus freundliche Aufnahme der Gestrandeten durch die Maltesischen Einwohner und die Wundertaten des Apostels berichtet. Pastor Andreas Berg (Evangelisch-Lutherische Kirche) trug Psalm 107,8-9, 17-22 und 28-32 vor. Der Chor der Neuapostolischen Kirche trug während der Andacht einige Lieder aus der Neuapostolischen Chormappe vor. Pfarrer Joachim Schumann (Evangelisch-methodistische Kirche) las aus dem Evangelium Markus 16,14-20.
Die Predigt wurde von Pfarrer Bernd Schikowsky (Katholische Kirche) gehalten. Hierin ging er auf das damalige Geschehen ein und stellte es in Beziehung zu etlichen Geschehen seit dieser Zeit bis hin zur Gegenwart.
Günther Kliebenstein leitete nun zum danach gemeinsam gesprochenen Glaubensbekenntnis von Nizäa und Konstantinopel in seiner ökumenischen Fassung über. Acht Fürbitten bildeten einen weiteren Höhepunkt des ökumenischen Gottesdienstes. Acht Ruder, auf denen die Worte Versöhnung, Einsicht, Hoffnung, Vertrauen, Kraft, Gastfreundlichkeit, Umkehr und Großzügigkeit standen, unterstrichen die jeweils vorgetragene Fürbitte. Es folgte das gemeinsam gesprochene "Vater unser", eingeleitet durch Pastor Joachim Hipfel, Vorstandsmitglied der ACK Saarbrücken (Freie Evangelische Gemeinde). Rainer Ringwald (Evangelisch Freikirchliche Gemeinde) sprach den Friedensgruß; den liturgischen Abschluss bildeten Sendung und Segen, vorgetragen von Pfarrer Joachim Schumann. Zum Ende des ökumenischen Gottesdienets erklang von allen Anwesenden das Lied "Großer Gott, wie loben dich".
Geschichte und Mission der Gebetswoche
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit jedes Jahr vom 18. bis 25. Januar gefeiert. Im Jahr 1920 wurde eine erste Initiastive für eine solche Gebetswoche gegründet. Sie fand jeweils zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten statt. 1941 verlegte die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung dieses Datum in den Januar, um Christen aller Konfessionen das Beten für die Einheit gemeinsam mit den Katholiken zu ermöglichen. Ab 1958 wurde die Ausarbeitung des liturgischen Materials von Glauben und Kirchenverfassung und der katholischen Seite aufeinander abgestimmt, und ab 1960 ging man dazu über, es eingehend gemeinsam zu besprechen.
Die Gebetswoche verdeutlicht, dass ökumenische Bemühungen ohne die Hilfe des Heiligen Geistes keine Aussicht auf Erfolg haben. Gleichzeitig muss das Gebet für die Einheit immer auch Taten nach sich ziehen. Die Gebetswoche bedeutet nicht Beten „um“ die Einheit, sondern Beten „für“ die Einheit, die den Christen in Jesus Christus bereits geschenkt ist und deren Pflege und Sichtbarmachung ihnen anvertraut ist.
24. Januar 2020
Text:
Gerhard Grapp,
Sonja Unger
Fotos:
Gerhard Grapp,
Sonja Unger
Medien:
Gerhard Grapp
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