Am Morgen des Samstag, 21. Mai, hatten die Initiatoren, welche sich in ihrer Freizeit für die Instandsetzung eines Friedhofes in Wahlschied eingesetzt haben, zu einer Feierstunde eingeladen, um das Ergebnis ihrer Arbeit an die Bevölkerung von Wahlschied und Umgebung zu übergeben. Dieser Friedhof liegt unmittelbar neben dem offiziellen Friedhof der Ortsgemeinde von Heusweiler.
Wie damals in vielen anderen Ortschaften auch, wurden an dieser Stelle außerhalb der Umzäunung Menschen beerdigt, welchen man nach den Regeln der damaligen Zeit keinen Begräbnisplatz auf dem Friedhof zugesprochen hat. Durch diese starke symbolische Entscheidung hatte man sie nun nach dem Tod für alle sichtbar von der Gesellschaft ausgeschlossen und damit auch ihren Angehörigen zusätzliches Leid zugefügt. Zu diesen, so sagt man, zählten Menschen die einen Suizid begingen, schwere Straftaten zu verantworten hatten oder auch aus den großen Kirchengemeinschaften ausgetreten waren und damit, fälschlicherweise behauptet, zu „Heiden“ wurden.
Die ehrenamtlichen Helfer um die beiden Initiatoren haben das seit vielen Jahrzehnten völlig überwucherte Grundstück entdeckt, sich für dessen Geschichte interessiert und durch eine intensive Recherche einige wenige Geschichten aus der Vergangenheit in Erfahrung bringen können. Das damit an den Tag gebrachte hat sie angetrieben die Angelegenheit nicht ruhen zu lassen, sondern vielmehr in unzähligen Stunden das Gelände vom Wildwuchs zu befreien. Es wurden Fundstücke gesichert, eine neue Umzäunung angebracht, die Eingangstür erneuert, Hecken angepflanzt, Wege angelegt und einige Gräber wieder in einen würdigen Zustand versetzt.
Werdegang und Dank
In der Feierstunde berichteten die Initiatoren über den Werdegang. Ganz besonders bedankten sie sich bei den Vertretern der fördernden Behörden, allen voran dem Bürgermeister der Gemeinde Heusweiler, der Vertreterin des Umweltministeriums und einem ortsansässigen Unternehmen, für Ihre finanzielle und tatkräftige Unterstützung.
Den im Ort vertretenen Kirchengemeinden wurde darüber hinaus noch die Gelegenheit für einen Wortbeitrag gegeben.
Bischof Pascal Strobel bedankte sich im Namen der Neuapostolischen Kirchengemeinde bei den Initiatoren, Organisatoren und Unterstützern der Wiederherstellung des Friedhofs. Diese sei für die Menschen und die Gesellschaft ein schönes Zeichen. Zum einen bedeute es den Hinterbliebenen sehr viel. Dies könne man zum Beispiel daran erkennen, dass drei neuapostolische Christinnen der Feier beiwohnten. Diese trauerten auf dem Friedhof früher oft mit der Familie um ihre im Jahr 1930 verstorbene Schwester Auguste. Außerdem seien neuapostolische Christen überzeugt, dass sich Gebete und liebevolles Gedenken für die Verstorbenen in guter Weise auswirke. Zum anderen bedankte sich Bischof Strobel, weil die Maßnahme unterstreiche, wie Gräben der früheren Gesellschaft zugeschüttet worden seien. Heute seien christliche Kirchen in versöhnter Verschiedenheit miteinander verbunden.
Auguste und ihre Schwestern
Das kleine Mädchen Auguste musste kurz nach ihrer Geburt diese Erde wieder verlassen und wurde der Umstände wegen an dieser Stelle beigesetzt. Von ihren 5 Geschwistern konnten die drei leiblichen Schwestern, mittlerweile selbst im hohen Alter, der Feierstunde noch beiwohnen. Der aufmerksame Zuhörer und Beobachter des Geschehens kann trotz allem Bemühen nur erahnen, was diese kurze und würdige Feierstunde für unsere Glaubensgeschwister tatsächlich bedeutet hat.
Die besonderen Augenblicke wurden vom Bläserkreis der evangelischen Kirchengemeinde mit einigen Liedern wohltuend umrahmt. Im Anschluss konnte man sich auf dem Wahlschieder Dorfplatz noch einige Augenblicke in einem gemütlichen Zusammensein austauschen und das Erlebte auf sich wirken lassen.
21. Mai 2022
Text:
Hans-Martin Morlok
Fotos:
Hans-Martin Morlok